Der Clubhouse App Hype – Fluch oder Segen?

Um 15 Uhr mit Thomas Gottschalk über die gute alte „Wetten dass…?“ Zeit reden und abends mit Influencerin Farina Opoku über die neuesten Beauty und Fashion Trends quatschen? Ja, das ist möglich! Und zwar auf einer brandneuen App, die momentan total gehypt wird. Die Rede ist dabei von Clubhouse!

So funktioniert die Clubhouse App

Clubhouse ist eine audio only Social Media App, bei der die Nutzer*Innen Gespräche wie bei einem Live-Podcast anhören oder sich aktiv beteiligen können. Im Gegensatz zu Netzwerken wie Instagram oder Facebook können die Nutzer Beiträge weder liken noch kommentieren. Mit zwei Millionen aktiven Anwendern ist Clubhouse deutlich kleiner als Instagram mit rund 600 Millionen aktiven Nutzern.

Zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich Clubhouse noch in der Betaphase. Eine normale Anmeldung ist nicht möglich, da laut Clubhouse nicht zu viele Nutzer*Innen auf einmal zugelassen werden können. Um die App nutzen zu können, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt werden. Wer zum neuen, exklusiven Club dazugehören möchte, braucht ein iPhone und eine Einladung. Jeder Nutzer kann zwei Personen aus seinen Kontakten einladen. Je mehr Räume ein Nutzer eröffnet und moderiert, desto mehr Einladungen erhält er.

In der App findet man sich relativ schnell zurecht. Ist man einmal drin, gibt man seine Interessen an und verknüpft sich mit seinen Telefonkontakten. Um sich mit anderen zu unterhalten, muss man einfach einen Raum betreten. In den Räumen gibt es drei verschiedene Ebenen. Die “Speaker” Ebene, die “followed by the speakers” Ebene und die “others in the room” Ebene. Wenn man sich in der “followed by the speakers” oder der “others in the room” Ebene befindet und in die “Speaker” Ebene möchte, gibt es die Möglichkeit seine Hand zu heben. Einer der Moderatoren kann die Personen, die ihre Hand heben, in die “Speaker” Ebene holen.

In manchen Räumen gibt es sogar bestimmte Regeln, damit jeder drankommt und seine Meinung zu dem jeweiligen Thema äußern kann. Beispielsweise muss man sein Mikrofon an und wieder ausmachen, um sich zu melden, aber ganz langsam, sonst könnte es möglicherweise als Applaus wahrgenommen werden. Wird der Raum zu langweilig oder ruft die Arbeit, klickt man einfach auf den “leave quietly” Button und verlässt den Raum ganz still und heimlich.

Die Clubhouse App auf iPhones

Die Vorteile und Nachteile der Clubhouse App

Wie fast jede App hat Clubhouse seine Vor- und Nachteile. Clubhouse bietet die Möglichkeit, sich mit neuen Menschen auszutauschen und zu vernetzten. Gerade in der jetzigen Zeit ist Clubhouse perfekt, um soziale Kontakte aufzubauen und interessante Gespräche zu führen, ohne ein Risiko einzugehen. Anstecken ist online schließlich nicht möglich.

Auf der anderen Seite ist das Suchtpotenzial der App sehr hoch. Somit kann es schnell passieren, dass sich die Bildschirmzeit schlicht hinweg verdoppelt und man Nächte lang wach bleibt, um den Gesprächen anderer zu lauschen oder selbst wild mitzudiskutieren und seinen Senf zu allem dazugeben. Die Nutzer entwickeln die Angst, etwas zu verpassen. Dieses Phänomen nennt sich FoMo (The Fear of Missing Out).

Ein weiteres großes Problem stellen Hate Speech und mangelnder Datenschutz dar. Von rassistischen bis zu sexistischen Äußerungen ist wohl alles dabei.

Was viele nicht wissen oder teilweise verdrängen, die Gespräche werden aufgezeichnet und gespeichert, für den Fall, dass ein Regelverstoß gemeldet wird. Doch gegen einen Regelverstoß wird in einigen Fällen gar nicht erst vorgegangen. In den AGBs der App steht, dass Äußerungen dieser Art mit einem Rauswurf für das Mitglied und die Person, von der sie eingeladen wurde, geahndet wird. Die Realität sieht in den meisten Fällen jedoch anders aus.

Darüber hinaus bekommen die Clubhouse-Betreiber direkten Zugriff auf die Kontaktinformationen aus den Adressbüchern. Diese werden unter anderem für Werbezwecke genutzt. Damit verstößt Clubhouse gegen die Europäische Datenschutz Grundverordnung. Des weiteren wird die App ohne das vorgeschriebene Impressum betrieben. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen sowie die Datenschutzhinweise liegen nicht wie vorgeschrieben auf Deutsch, sondern nur auf Englisch vor.

Es werden sowohl Gehörlose als auch Android Nutzer aus der App ausgeschlossen. Für die Android Nutzer wird es vermutlich bald ebenfalls die Möglichkeit geben, die Clubhouse App zu benutzen.

Die App ist so beliebt und elitär, dass die sogenannten “invites” auf Ebay für bis zu 100 Euro verkauft werden. Wer sich allerdings schon immer mal mit den erfolgreichsten CEOs und Influencern unterhalten und austauschen wollte, der ist in der App gut aufgehoben.

Die Clubhouse App für Unternehmen

Die Plattform ist vor allem für Unternehmen geeignet, die sich mit Online Marketing, Content Creation und SEO auseinandersetzen. Primär wird die App von Politikern, Influencern, Investoren, Start-ups und Business Angels, aber auch Schauspielern und Musikern genutzt.

Für Unternehmen eignet sich die Clubhouse App, da sie schnell Reichweite generieren und potenzielle Kunden werben und dazugewinnen können. Um potenzielle Kunden anzuwerben kann das ganze Team des Unternehmens einen Raum eröffnen und eine Diskussion zu einem passenden Thema starten. Je mehr Leute zuhören, desto mehr Freunde von Freunden betreten den Raum. Clubhouse eignet sich perfekt zum Gründen einer Community. Darüber hinaus bietet Clubhouse die Möglichkeit an, neue potenzielle Businesspartner zu finden.

Um auf Clubhouse überhaupt als Unternehmen wahrgenommen zu werden, ist die Gestaltung eines aussagekräftigen Profils sehr wichtig. Dazu gehören der Beruf, die Hobbys und sonstige Interessen. Durch ein ansprechendes Profil, werden die Chancen gesteigert, das Interesse anderer Nutzer*Innen zu wecken und von anderen Speaker*Innen selbst zum Speaker ernannt zu werden. Ebenfalls gibt es die Möglichkeit, den Instagram oder Twitter Account des Unternehmens zu verlinken, um dort für mehr Traffic zu sorgen.

Als Unternehmer ist es wichtig, Clubhouse diszipliniert zu begegnen und sich nicht in den Räumen zu verlieren. Zeit- und Selbstmanagement sind daher das A und O. Wer auf Clubhouse Marketing betreiben möchte und die Bekanntheit seines Unternehmens fördern will, braucht vor allem Disziplin, Zeit und Geduld.

Fazit

Clubhouse hat seine guten und schlechten Seiten. Es macht Spaß, sich mit anderen auszutauschen und die Perspektive der anderen zu hinterfragen. Hinzu kommt der Promifaktor und die Möglichkeit sich eine neue Community aufzubauen. Vor allem Unternehmen bietet sich Clubhouse an, neue Kunden dazu zu gewinnen und sich mit anderen Unternehmen auszutauschen. Allerdings bedarf die App noch Verbesserung bezüglich des Datenschutzes, der Hate Speech und der Ausgrenzung von zahlreichen Android Nutzern. Ob die App Zukunftspotenzial hat und der Hype bestehen bleibt, ist jedoch fragwürdig.

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