Everything On Demand – Videostreaming

Video-On-Demand wird immer beliebter

Unsere Warenhäuser haben 24 Stunden geöffnet, unsere Nachrichten bekommen wir rund um die Uhr. Nur folgerichtig, dass auch beim Unterhaltungsprogramm der Trend zur Non-Stop-Verfügbarkeit geht.

Das Fernsehverhalten der Menschen ändert sich. Gut, die Zeiten von drei Kanälen in schwarz-weiß und mit Sendepause nach 22 Uhr mögen bereits länger vorbei sein. Aber auch die Deadline um exakt 20:15 Uhr, die festeingeplanten Toilettenpausen während der Werbung für Autos und Versicherungen, sowie der oder die Fernseher als unverschiebbare Quelle der Unterhaltung stehen mehr denn je – vielleicht sogar überhaupt zum ersten Mal – auf dem Prüfstand. Die Menschen streamen. Einer Untersuchung von Nielsen zufolge nutzen fast zwei Drittel der Befragten mindestens ein Video-On-Demand Angebot. Derzeit mehrheitlich noch zusätzlich zum traditionellen Fernsehkonsum. Aber die arrivierten Fernsehsender werden sich über kurz oder lang etwas einfallen lassen müssen. Zu verlockend klingen für viele Nutzer bereits jetzt die Angebote der verschiedenen Streamingdienste.

Besonders beliebt sind Video-On-Demand Angebote bei jüngeren Nutzern. Keine guten Aussichten für die klassischen Fernsehanstalten. 40% der Befragten jünger als 20 Jahre und 38% derjenigen zwischen 21 und 34 Jahren gaben an, mit dem Gedanken zu spielen, ihren Kabel- oder Satellitenanschluss zu Gunsten eines Streamingservices zu kündigen. Bei der Generation 50+ überlegen immerhin noch 15% diesen Schritt zu machen.

Stellt sich die Frage, was so toll ist an Video-On-Demand Angeboten. Oder anders gefragt: was vermissen die Zuschauer bei ihrer bisherigen Abendunterhaltung? Die Idee von Video-On-Demand ist, dass der Nutzer zu jeder Zeit genau das gucken kann was er möchte. Die Zuschauer werden ihre eigenen Programmdirektoren und wenn die Wahl im Fernsehen nicht über Musikantenstadl, Castingshow und Kochsendung hinausgeht (nebenbei bemerkt drei Formate, die sich auch in Zeiten von Video-On-Demand immer noch großer Zustimmung erfreuen), ist der Lieblingsfilm oder die neueste Serie nur wenige Klicks entfernt. Auch die Möglichkeit des „Binge-Watchings“, also des Konsums vieler Folgen einer Serie unmittelbar hintereinander, wird durch Streaminganbieter ermöglicht. Weitere Gründe für den Siegeszug sind die fehlenden Werbeunterbrechungen, die Möglichkeit, Filme und Serien im Originalton zu gucken und in einigen Fällen der exklusive Content. All das passt in unsere Zeit. Das größte Pro-Argument ist für viele Nutzer aber die Möglichkeit, nicht nur wann, sondern auch wo sie wollen zu gucken. Zuhause auf dem Fernseher oder dem Computer lassen sich die Titel ebenso aufrufen, wie unterwegs auf dem Tablet oder dem Smartphone. In unserer mobilen Welt ein unschätzbarer Vorteil.

In Deutschland nutzen bereits 43% der Befragten einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts Goldmedia einen oder mehrere Streamingdienste. Bis 2021 wird eine Verdoppelung der Einnahmen prognostiziert. Spitzenreiter ist hier derzeit Amazon (32%) vor dem amerikanischen Marktführer Netflix (17%).

Aber auch Streamingdienste sind vor Rückschlägen nicht gefeit. Watchever, ein Anbieter des französischen Unternehmens Vivendi, wird seinen Betrieb dem Vernehmen nach zum Ende des Jahres einstellen. Ein Marktanteil von 3% rechtfertigt eine Weiterführung offenbar nicht und schreckte auch potentielle Käufer ab.

Keinen Abwärtstrend verzeichnet übrigens überraschenderweise das Blu-Ray Segment. Trotz neuer Streamingangebote gehen die Verkaufszahlen hier nach oben. Der Grund für diese Entwicklung ist vor allem die herausragende Bildqualität.

Noch konsumieren die meisten Zuschauer Video-On-Demand neben dem regulären Fernsehprogramm. Vieles spricht allerdings dafür, dass sich das ändern wird, insbesondere da auch Nachrichten, Dokumentationen und Informationssendungen immer häufiger im Internet streambar sind. Auch vom derzeitigen Serienboom profitieren die Streamingportale. Es wird spannend zu beobachten, wie sich die klassischen Fernsehstationen für die Zukunft aufstellen.

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