Keine Nachricht wert – Fake News im Wahlkampf

Facebook will auch im Zuge der Bundestagswahl gegen Fake News vorgehen. Das kann helfen. Ausreichend ist es leider nicht.

Der Ton wird rauer, die Twitterfrequenz höher, die Talkshows vollbesetzter. Es ist Wahljahr. Die Parteien bringen sich in Stellung, loten ihre Möglichkeiten aus, bringen ihre Mitglieder auf Linie und versuchen sich von politischen Opponenten abzugrenzen. Alle vier Jahre steht plötzlich jede Partei felsenfest und unverwechselbar für Inhalte, Wandel und Weltbild. Dieses Jahr mag es alles noch ein bisschen hysterischer sein, da die AfD sich anschickt, die unzufriedenen Ex-Wähler der anderen Parteien in einen zweistelligen Prozentsatz umzuwandeln, aber sonst könnte eigentlich erstmal alles wie immer sein.

Verständlich dass die Berichte über Fake News und Social Bots (zwei Themen, mit denen wir uns auch vor Kurzem befasst haben) die deutsche Politiklandschaft in helle Aufregung versetzen. Zumindest den falschen Nachrichten will Facebook jetzt mit Hilfe des Recherchezentrums Correctiv beikommen.

Nutzer sollen die Möglichkeit erhalten, potentiell falsche Beiträge zu melden und von Correctiv überprüfen zu lassen. Sollte die Organisation die Bedenken des Nutzers teilen, kann sie den Beitrag mit einem Warnhinweis und einem Link zu einer Quelle, die die entsprechenden Sachverhalte richtig darlegt, versehen. Gelöscht werden sollen die Beiträge allerdings nicht. Zum einen da Facebook dem Vorwurf der Zensur vorbeugen will, zum anderen da Einzelfälle auch vermutlich nicht immer eindeutig sein werden. Als „vermutlich falsch“ gekennzeichnete Posts sollen allerdings deutlich an Gewicht im Newsfeed verlieren.

Ob das die Falschmeldungen eindämmt oder gar den politischen Diskurs zum Besseren verändert, ist ungewiss. Maßgeblicher sollte sein, dass die Parteien ihrerseits ihre Hausaufgaben in Sachen Internet und Social Media machen und sich mehr auf Inhalte und weniger auf Parolen besinnen. Wenn die eigenen Inhalte stimmen (also sowohl stimmig sind, als auch der Wahrheit entsprechen) und Begriffe wie „Solidarität“, „Toleranz“ oder (wenn es ein paar Nummern größer sein soll) „sozial“, „grün“, "liberal" oder „christlich“ auch von den politischen Protagonisten selbst mit Leben gefüllt würden, wäre es bestenfalls zweitrangig, ob irgendwelche stänkernden Rechtsaußen Social Bots und Fake News benutzen oder nicht. Das sollte bei der richtigen und notwendigen Debatte nicht in den Hintergrund rücken.

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