close
Hoods GmbH
Am Hof 11
50858 Köln
Selbst Menschen, die auf die Frage nach ihrer Lieblingsmannschaft mit dem ...ähem... Knüller-Bonmot „Ich verstehe nicht, warum man denen nicht einfach 22 Bälle gibt. Dann müssten die sich nicht kabbeln.“ antworten, werden es mitbekommen haben: dieses Jahr ist wieder irgendwas mit Fußball. Zu diesem scharfsinnigen Schluss kommt man nicht alleine durch die obligatorischen Schland-Fahnen, die einem von jedem zweiten Opel Corsa und aus beinahe jedem Straßengraben zuwinken, sondern auch durch die Werbung für die eine WM so etwas wie ein zweites Weihnachten ist. Natürlich sind nicht alle Bemühungen auch wirklich gut und an dieser Stelle kommt dann Team Hoods ins Spiel. Wir haben uns daran gemacht, die Top 10 der besten und/oder einflussreichsten Werbespots zum Thema Fußball zusammen zu stellen. Hier kommen nicht nur Fans auf ihre Kosten.
Pünktlich zur WM 2006 (heute unter dem Stichwort „Sommermärchen“ zu finden) schalteten natürlich auch die großen Konzerne in den Fußballmodus und machten Deutschland zum Sehnsuchtsziel ihrer Produktpalette. Preisfrage: woran erkennt der geneigte Weltbürger Deutschland? Natürlich am bayrischen Bierzelt. Ärgerliche Vorurteile mal beiseite, kann man Pepsi eigentlich aber auch nicht böse sein, schließlich schicken sie Weltstars wie Thierry Henry, David Beckham oder Ronaldinho in die Hölle eines urbayrischen Festzeltes und lassen sie zu einer Polkaversion von „Da Da Da“ gegen eine Horde Schuplattler in Lederhosen um ein Maß Cola kicken. Klingt absurd? You ain't seen nothing yet!
1966, als die Welt noch in Ordnung war, kannte man Franz Beckenbauer zwar auch bereits als „Kaiser“, aber sonst war er vornehmlich unter dem Begriff „Libero“ und „Feingeist“ abgespeichert und stand in keiner Beziehung zu irgendwelchen Korruptionsskandalen oder unglücklichen Aussagen über Sklaven in Katar. Die Männer wollten sein wie er und die Frauen wollten für ihn kochen (vermuten wir mal). Das Geheimnis seines Erfolges? Fleischklößchensuppe von Knorr, denn es gilt: Kraft in [sic] den Teller, Knorr auf den Tisch. Zugunsten dieses Spots haben wir uns übrigens gegen Oliver Bierhoffs Danny-Sahne-Song entschieden. Gern geschehen.
Es gibt nicht wenige Fans für die die brasilianische Mannschaft von 1998 die insgesamt beste Mannschaft aller Zeiten ist. Ein Kader durchsetzt von Spielern, die mit ihrem Standbein mehr Tricks beherrschen, als wir mit zwei Händen und gezinkten Karten. Dass die Verspieltheit der Mannen um Ronaldo sie aber schlussendlich um den sicher geglaubten Turniersieg bringen würde, wussten findige Beobachter bereits im Vorfeld nach Ansicht dieses Clips. Das ist alles schön anzusehen, aber am Ende ist es eben auch ein Haken zu viel. Frankreich sagte damals merci und holte zwar den Titel, drehte allerdings dafür keinen Werbefilm für die Ewigkeit. Muss jeder selbst wissen, was ihm wichtiger ist.
Wenn es einen Club gibt, der den Wert guter Werbung erkannt hat, dann ist das Manchester United. Das Internet ist voller Spots, in dem sich die jeweiligen Spieler des Traditionsvereins als Schauspieler versuchen. Mit eher mäßigem Erfolg. Eine von zwei Ausnahmen bildet dieser Clip, in dem die Stars mit dem Ball spielen und eben nicht mit ihrer Mimik. Eine kluge Idee und während Nike die Brasilianer am Gate zaubern ließ (s.o.) brachte Turkish Airlines Manchester United direkt ins Flugzeug. Das Ergebnis ist ein netter Spot voller kleiner Tricks und Kniffe. Leider mussten Rooney und Co im dazugehörigen Sicherheits-Video dann wieder schauspielern. Ein echtes Trauerspiel.
Adidas setzte 2006 ganz auf den Nostalgiefaktor und wir armen Irren schmolzen natürlich dahin. Zwar scheint man in Joses (nicht näher definiertem) Heimatland den Erstwähler durch Schere-Stein-Papier und nicht durch das obligatorische Pisspott-Spiel zu bestimmen, aber ansonsten fühlen wir uns direkt zurückversetzt auf heruntergekommene Bolzplätze und glauben für eine Sekunde gar die süße Mischung aus Stolz und Schmerz nach einer weiteren todesmutigen Jahrhundertgrätsche in kurzen Hosen auf Asche zu fühlen. Genau wie Jose und sein Freund, stellten wir uns unsere Traumelf aus allen Stars der Geschichte zusammen und auch wenn wir am Ende die Augen schließen mussten, um zu vergessen, dass wir statt mit Kahn und Raul in Wirklichkeit doch nur mit Carsten und Ralle kickten, so waren es doch unbeschwerte Tage. Schnüff.
2018 wird uns (hoffentlich) noch der ein oder andere Werbespot zum Thema Fußball verzaubern, viel besser als dieser Clip wird es aber vermutlich eher nicht. Dass Deadpool streng genommen überhaupt nichts mit Fußball am Hut hat? Geschenkt. Dass Manchester United nichts mit Marvels unflätigem Comichelden verbindet? Na und? Um an der Kinokasse gegen Infinity War zu bestehen, muss man – laut Deadpool – eben alles mitnehmen, was sich einem so bietet. So lange das Ergebnis dann so aussieht, drücken wir auch gerne mal ein Auge zu.
Für Pepsi mag es nicht ganz zum Titel „Bester Fußballwerbespot der Welt und aller Zeiten“ gereicht haben, in Sachen Absurdität macht den Brausebossen aber keiner so schnell etwas vor. Es gibt auch Spots, in denen sie Starspieler gegen Sumo-Ringer oder Revolverhelden antreten lassen, aber kein Filmchen schlägt dieses krude Meisterwerk von 2010. Hier treten David Beckham, Roberto Carlos und Konsorten in einem Mittelaltersetting gegen einen Haufen wenig ritterlicher Raufbolde an, die die Pepsi-Vorräte einer Stadt plündern. Nicht mit den Haudegen des internationalen Weltfußballs, für die Unsportlichkeit und Korruption rote Tücher sind und die sich der brandschatzenden Meute im Duell (mit Ball natürlich) entgegenstellen. Das ist alles maximal blödsinnig, aber spätestens wenn Francesco Totti die Schauspieleinlage eines Bösewichts mit der italienischen Geste für „Ich bitt sie“ (Daumen auf die Mittelfinger, Handflächen nach oben, Hände schütteln und dabei abfällig gucken) quittiert, wissen wir, dass Football Warriors eigentlich das bessere Game of Thrones ist.
Aufmerksamen Lesern wird aufgefallen sein, dass Nike hier nicht zum ersten Mal vorkommt und – Achtung Spoiler – es wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Tatsächlich könnte man eine Top 10 nur mit Nike-Spots aufstellen, aber das wäre ja auch irgendwie Quatsch. Wenn aber Guy Ritchie sich daran macht, den Weg vom Sportplatz zum vollen Stadion aus der Ich-Perspektive zu erzählen, dann läuft nicht nur eingefleischten Fußballgourmets das Wasser im Munde zusammen. So begleitet der Zuschauer also in diesem Film den Weg eines talentierten Jugendspielers in den Kader von Arsenal London und schließlich der Niederlande. Zwischendurch wird das Leben als Star, inklusive Fans, Frauen und ganz viel Bling Bling zelebriert und nicht einmal, sondern gleich zweimal gekotzt. Da wünscht man sich doch auch direkt, dass diese Karriere die eigene wäre. Natürlich nur bis man realisiert, dass auch niederländische Nationalspieler die diesjährige WM vom Sofa aus verfolgen. So fühlt sich seinen Stars gleich ein bisschen näher.
Wie sich das wohl anfühlen muss, wenn man für die Werbespots bei Nike verantwortlich ist und weiß, dass man alle zwei Jahre pünktlich zu EM oder WM wieder ein weiteres Meisterwerk in den Schatten stellen soll? 2010 ist es den Herrschaften jedenfalls gelungen und vermutlich ist – objektiv betrachtet – „Write the Future“ der einflussreichste Fußballwerbespot der Welt. In einem bahnbrechenden „Was-wäre-wenn“-Szenario erleben wir hier den Effekt, den Fußball auf der ganzen Welt trotz all des furchtbaren Drumherums nach wie vor hat, geballt in knapp drei Minuten. Eine irrwitzige Achterbahnfahrt vom Stadion in die Städte, die italienische Fernsehshows und die Kreissäle Englands. Pompöser kann man Werbung wohl kaum machen. Das sieht auch Homer Simpson so. In diesem Sinne mit Nachdruck ein herzhaftes „Ronal...doh“.
2010 war ein gutes Jahr für Fußballwerbung und an dieser Stelle sei zugegeben, dass die Wahl zum besten Fußballspot dann doch sehr subjektiv ist. Der Hard Chorus Spot von Puma verhält sich im Bezug zu Nikes Meisterwerk auf Platz 2 ein bisschen wie ein Kreisklassekick der örtlichen Altherrentruppe (Siegprämie: ein Kasten Billigbier und Genugtuung bis zum nächsten Wochenende) zum Champions League Finale. Ist beides irgendwie im weitesten Sinne noch Fußball, vor allem aber eine Geschmacksfrage. Die Prämisse unseres Spots der Herzen war dann auch so einfach wie seine Umsetzung: was tun, wenn der Valentinstag und das Achtelfinale des FA Cups auf den selben Termin fallen? Die Antwort liefern die Schlachtenbummler der Tottenham Hotspurs und geben eine Version von „Truly, Madly, Deeply“ dermaßen voller Inbrunst zum besten, dass die Schmachtlappen von Savage Garden den Song aus Scham wohl nie wieder aufführen werden und die Herzensdamen der Ultras (hoffentlich) beim Auswärtsspiel in Bolton (Endergebnis 1:1) mit in der Kurve standen.
Wer darüber hinaus mal erfahren möchte, wie es sich anfühlt, sich bei Umberto Tozzis Schmalzballade „Ti Amo“ vor Angst gepflegt in die Hose zu machen, dem sei die Version der Lazio Rom Hooligans im Rahmen des Hard Chorus Wettbewerbs noch ans Herz gelegt. Süße Träume!